Mederlande.
87
mont und H vor ne- werden in Brüssel hingerichtet, der
nach Deutschland entflohene Wilhelm von Oranien ge-
ächtet. Die ersten Versuche Wilhelm's zur Befreiung des
Landes mißlingen; ap aber die Meergeusen 1572 Briel
und Vliessingen erobern, erklären sich die nördlichen Pro-
vinzen für ihn. Allgemeiner Aufstand. 1573. Alba wird
abgcrufen, nachdem er in 6 Jahren 18,000 Menschen dem
Blutgericht geopfert. Sein Nachfolger, der milde Reque-
sens (1573—1576), vermag den allgemeinen Aufstand nicht
zu dämpfen. Unter Juan d'austria (1576—1578) plün-
dern die unbezahlten spanischen Truppen mehrere der reich-
sten Städte; die noch ruhigen südlichen Provinzen ver-
binden sich mit den nördlichen durch die Pacification
zu Gent, 1576, zur Vertreibung derselben. Alexander
von Parma ( 1578 — 1592) beruhigt die (südlichen
Provinzen und wendet seine Macht gegen die nördlichen,
welche sich
1579, 23. Jan. durch die Utrechter Union zu gegensei-,
tiger Vertheidigung verbünden. An Geldern, Zütphen,
Holland, Utrecht und Groningen schließen sich bald auch
Friesland und Oberyfsel. — 1581 wird dem Könige der
Gehorsam aufgekündigt, nachdem bis dahin der Krieg
in seinem Namen geführt worden. Nachdem Wilhelm I.
1584 durch Meuchelmord gefallen, übernimmt sein Sohn,
der tapfere und kluge Moritz von Oranien, den Ober-
befehl und wird statt Leicester, der von Elisabeth mit Hülss-
truppen geschickt worden, Statthalter (1587—1625).
1589. Philipp Ii., nachdem er unermeßliche Mittel zur Un-
terjochung der Niederlande vergebens ausgeopfert, tritt die-
selben an seine Tochter Jsabella und ihren Gemahl Al-
brecht, Erzherzog von Oestreich, ab, die aber von der
Union nicht anerkannt werden
Die Holländer erobern den größten Theil der portugiesi-
schen Besitzungen in Ostindien; Gründung der ostindischen
Compagnie 1602. Amsterdam hebt sich gegen Antwerpen,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Alexander
von_Parma Alexander Wilhelm_I. Moritz_von_Oranien Elisabeth Philipp_Ii Philipp Jsabella Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland Utrecht Groningen Friesland Niederlande Ostindien Amsterdam
336
Martialis als eine feingebildete Brittin gerühmt, eine Tochter jenes
brittischen Feldherrn gewesen sey. Uebrigens wurde der Krieg in Bri-
tannien mit wechselndem Gluck fortgesetzt und zur Behauptung des
eroberten Landes Camalodunum, j. Maldon, mit Veteranen bevölkert,
die erste römische Kolonie in Britannien.
Auch in dem untern Germanien ruheten die römischen Waffen
nicht. Domitius Corbulo, ein strenger Feldherr, unterwarf die Friesen
und bekämpfte die seeräuberischen Chauken an der Küste der Nordsee.
Claudius verbot aber die Fortsetzung des Krieges und befahl, alle
Besatzungen von der rechten Seite des Rheins zurückzuziehen. Corbulo
beschäftigte hierauf seine Soldaten mit der Anlegung eines Kanals zur
Verbindung des Rheins mit der Maas, der zum Theil noch jetzt unter
dem Namen Vliet sich von Leiden nach der Maas erstreckt. Die alte
Stadt der Ubier war der Geburtsort der Kaiserin Agrippina. Daher
erhob sie im I. 50 diesen Ort zu einer römischen Kolonie mit itali-
schem Recht, und bevölkerte ihn mit Veteranen. Die Stadt, die
bald eine der blühendsten und schönsten Römerstädte am Rhein wurde,
der Sitz des Statthalters von Unter-Germanien, hieß seitdem Colonia
Agrippinensis, oder Coi. Agrippina, und noch jetzt besitzt Köln herr-
liche Ueberreste aus den Zeiten der Rbmerherrschaft.
Nero Claudius Cäsar bestieg als ein fiebenzehnjahriger
Jüngling den Thron, und führte die ersten fünf Jahre eine von vielen
gepriesene Regierung, das quinquennium Nerouis. Allein seine Lehrer
und die übrige Umgebung des jungen Fürsten waren gegen die Fehler
seiner Jugend zu nachsichtig und unterdrückten nicht frühzeitig genug
seinen Hang zur Schwelgerei und seine Eitelkeit, als Sänger und
Tonkünstler zu glänzen. Die ihn umgebenden Schmeichler und Ge-
nossen seiner Schwärmereien, Otho, der nachherige Kaiser, der Schau-
spieler Paris und Senecio, der Sohn eines kaiserlichen Freigelassenen,
priesen sogar seine Thorheiten und wußten für jede seiner schlechten
Thaten Entschuldigungen. Die Ermahnungen und Vorwürfe seiner
herrschsüchtigen Mutter wollte er nicht ertragen und entzog sich immer
mehr ihrer Leitung. Agrippina drohete, den Britannicus, als recht-
mäßigen Thronerben, hervortreten zu lassen und ihm die Regierung zu
übergeben. Daher beschloß Nero die Vernichtung seines ihm gefähr-
lichen Halbbruders und ließ ihn vergiften. Seine Mutter verwies er
darauf aus dem Pallaste und entzog ihr die gewöhnliche Ehrenwache.
Die Erbitterung gegen sie stieg noch mehr, seitdem ihn die durch ihre
Schönheit und Lasterhaftigkeit bekannte Poppäa Sabina, Otho's
Gemahlin, gefesselt hatte. Sie bezog den kaiserlichen Pallast; ihr
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Extrahierte Personennamen: Domitius_Corbulo Claudius Corbulo Maas Agrippina Colonia
Agrippinensis Agrippina Claudius_Cäsar Cäsar Otho Agrippina Sabina
Extrahierte Ortsnamen: Britannien Germanien Nordsee Rheins Rheins Rhein Paris Britannicus
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4si
in die Waden fährt, und andere, daß Pfeifchen im Mund, den Krug
in der Hand, ihm mit wahrer Herzenslust zusehen.
Während die genannten Genremaler ihre Gegenstände sich vornehm-
lich in den untern Lebenskreisen suchten, gelang es Gerhard Ter bürg
aus Zwoll (1608 —1681) auch in den Kreisen, in denen Wohlstand
und Bildung herrscht, einen für die Kunst geeigneten Stoff und volle
Naivität der Empfindung zu stnden.
Philipp Wouvermann aus Harlem (1620—1668) malte Jag-
den und Jagdzüge, reichgekleidete vornehme Herren und Damen mit
ihrem Gefolge zu Pferde, Reitergesechte, Scenen vor dem Wirthshaus
oder der Schmiede, auf Pferdemärkten und in Marställen.
Als Landschaftsmaler zeichnete sich Jakob Ruyßdael aus
Harlem (1635—1681) aus. Er ist der Maler der norddeutschen Land-
schaft, die uns aus seinen Bildern mit der erquickenden Frische des
Lebens entgegentritt. Wilhelm van der Velde der Jüngere aus
Amsterdam (1633 —1707) malte die Meeresstille, die laut- und re-
gungslose weite Wafferfläche und die feierliche Himmelsruhe darüber.
Mit gleich ergreifender Wahrheit malte er aucb die bewegte See biß
zum verderbenden Sturm. Ais der erste aller Marinemaler wird Lu.
dolf Backhuysen aus Emden (1631 —1709) geachtet.
4) Geschichte Englands von der Thronbesteigung der
Stuarts bis zum Ausbruch der französischen Revolution
von 1603 bis 1789.
Mit Elisabet erlosch das Geschlecht der Tudor und nach dem Erb-
recht folgte König Jakob von Schottland aus dem Hause Stuart,
der von einer Schwester Heinrichs Viii. abstammte. Die Engländer
sahen ihren neuen Herrscher mit Vertrauen und Hoffnung entgegen;
aber seine Feigheit, seine Pedanterie, seine unbehülfliche Gestalt, seine
linkischen Manieren, sein Accent aus der Provinz machten ihn bald zum
Gegenstand des Spottes. Er war gelehrt und selbst Schriftsteller, vor-
nehmlich interessirten ihn theologische Streitfragen, aber seine Kenntniffe
bestanden meist in pedantischen Kleinigkeiten, und sein Urtheil zeigte weder
Scharfsinn noch Umsicht. Der verdiente Staatssekretär Elisabets Sir
Robert Cecil blieb in seinem Amte; aber zugleich überhäufte Jakob I.
seine mitgebrachten schottischen Höflinge mit Würden und Ehren und
nahm sechs derselben in den Staatsrath auf. Durch die Thronbestei-
gung von Jakob 1. wurde England mit Irland und Schottland zu
einem Staate verbunden. Das Territorium, welches der neue König
beherrschte, war an Ausdehnung fast doppelt so groß, als dasjenige,
welches Elisabet geerbt hatte. Man sollte glauben, daß das Gewicht
Englands unter den europäischen Nationen von dieser Zeit an außer-
Jakob I.
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Extrahierte Personennamen: Gerhard Philipp_Wouvermann Philipp Jakob_Ruyßdael Wilhelm Elisabet König_Jakob_von_Schottland Heinrichs Heinrichs Staatssekretär_Elisabets Robert_Cecil Jakob Elisabet
Extrahierte Ortsnamen: Marställen Amsterdam Emden Englands England Irland Schottland Englands
565
ganz verbot. Das Alterthum kannte nur einen Warenhandel, erst das
spätere Mittelalter brachte durch Erfindung der Wechsel und Einrichtung
der Banken einen Geldhandel auf. Mit der Ausbreitung und Vermeh-
rung des Warenhandels hielt der Geldhandel der Holländer gleichen
Schritt. In keinem Lande war Geld so leicht und so wohlfeil zu
haben. So kam es, daß der Wechselkurs auf Amsterdam durch die
ganze Welt voranstand, und viele bedeutende Handelsplätze konnten ihre
Rimessen nicht anders als auf Amsterdam machen. Die Kaufleute von
Amsterdam gründeten (1609) die Bank, wo jeder Kaufmann seine
Hauptkaffe niederlegen und dann durch bloßes Ab- und Zuschreiben in
den Büchern der Anstalt seine Zahlungen leisten und empfangen konnte.
Die amsterdamer Bank war eine reine Giro- und Depositenbank und
ihr ganz ähnlich die 1612 in Rotterdam gegründete. Inländische An-
leihen an die Generalstaaten, an die Einzelstaaten, an Stadtgemeinden,
Handelskammern und andre Kollegien kamen frühzeitig vor, und die
darüber ausgestellten Obligationen mochten auch in kleinen Kreisen um-
laufen. Allein erst nach dem utrechter Frieden beginnt der europäische
Effektenhandel Amsterdams. Als der holländische Handel an Umfang
verlor, die Industrie in Abnahme gerieth, da konnten die in glücklichen
Zeiten angesammelten Kapitalien im Lande selbst kein Unterkommen mehr
finden und mußten sich einen andern Ausgang suchen. Die großen
Staaten, die zur Führung ihrer Kriege außerordentlicher Geldmittel be-
durften, fanden diese in Holland und bewilligten höhere Zinsen, als die
in Holland üblichen. Die Papiere aller dieser Anleihen und die Aktien
der mannigfachsten Handels- und Jndustrieunternehmungen des Jn-
und Auslandes kamen auf die amsterdamer Börse. Bald drang dabei
mancher Schwindel ein, und das Verlangen schnell reich zu werden
erzeugte das Börsenspiel. Ein schlimmer Mißbrauch des Börsengeschäfts
unsrer Zeit, nämlich die Zeitkäufe, kam schon damals vor. Man kaufte
und verkaufte, ohne die Aktien zu besitzen, und zahlte sich am Liese-
rungstage nur die Differenzen, je nachdem sie gestiegen oder gefallen
waren. Verschiedene dagegen erlassene Verbote blieben fruchtlos.
Bereits während des Mittelalters war Amsterdam von einem
Fischerdorfe zum ersten Seehafen der nördlichen Niederlande und dem
Emporium des nordischen Handels emporgewachsen. In dem Verhält-
niß, wie sich der Welthandel erweitert hatte, übertraf Amsterdam an
Mannigfaltigkeit, Größe und Umfang der Geschäfte die gepriesensten
Handelsplätze der Vergangenheit. Und wie viele andere blühende Han-
delsplätze erhoben sich neben der Metropole auf dem kleinen Gebiete der
Republik! Rotterdam, Middelburg, Delft, Enkhuisen, Hoorn
und das alte Dortrecht.
Der westphälische Friede brachte der holländischen Republik die
größten Vortheile. Die Republik wurde als selbständige Großmacht an-
erkannt, ihr Besitzthum in Europa und den Kolonien gewährleistet und
die Sperrung der Schelde bestätigt. Bald zeigte es sich, daß die amster-
damer Börse in ihrer Weise die Welt ebenso unterthänig zu machen strebte,
als das madrider Kabinet. Wo -die Republik durchzukommen hoffte,
scheute sie selbst offene Gewalt nicht, und was sie durch Gewalt nicht
erreichte, das suchte sie durch die feine Politik der Handelsverträge
durchzusetzen. Frankreich und England hatten die Niederlande mit Geld
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Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Amsterdam Amsterdam Rotterdam Amsterdams Holland Holland Amsterdam Niederlande Amsterdam Rotterdam Middelburg Delft Europa Frankreich England Niederlande
566
Wissenschaft-
ichc Bildung.
und Truppen unterstützt, so lange diese gegen die spanisch-östreichische
Weltherrschaft ankämpften. Aber die kommerzielle und maritime Hege-
monie Hollands war unverträglich mit den großen Bestimmungen, welchen
Cromwell und Ludwig Xiv. ihre Völker zuzuführen strebten. Der
Kampf begann. Aus den Kriegen mit Frankreich ging Holland durch
den bewundernßwerthen Geist Wilhelms Iii. und einen der Vorfahren
würdigen Heldenmuth mit weniger Nachtbeil hervor, als aus dem
Kampfe, mit welchem die Konkurrenz Großbritanniens die holländische
Handels- und Seemacht zu Land und zu Wasser und in allen Welt-
theilen angriff. England setzte das mit der Navigationsakte eröffnete
System konsequent fort, und dieses traf schlimmer als verwüstende
Kriege die eigentlichen Lebensbedingungen der Republik. Der utreckter
Friede entschied den Fall Hollands und die Erhebung Englands. Hol-
land verlor seilte Seemacht, itnb als Landmacht hatte es einen zu ge-
ringen Umfang, um sich neben Großstaaten, wie Frankreich und Eng-
land , oder vielmehr über denselben 511 behaupten. Die ungeheuren
Ausgaben waren unerschwinglich für die paar Millionen Bewohner der
Provinzen. Innere Unruhen und Verfassungßstreitigkeiten untergruben
das morsche Gebäude, und es kam dem Einsturz nahe, als 1776 der
nordamerikanische Krieg ausbrach, Holland in denselben verwickelt und
dem unwiderstehlichen Andrang Englands preisgegeben wurde. Alle
Zweige des Verkehrs der Republik geriethen in Verfall. Die dänische,
schwedische und deutsche Schifffahrt erlangten durch ihre Neutralität ein
solches Uebergewicht über die holländische, daß sie ihr nicht nur allen
Handel zwischen dem Nordosten und Südwesten Eucopa's, sondern
auch einen großen Theil ihres direkten Verkehrs mit den Kolonien
entrissen.
Seit dem Ende des 16. Jahrhuitdertß blühten in den Niederlanden
Kunst und Wissenschaft. Von der Kunst haben wir schon (S. 186
bis 491) gesprochen. Von 1575 bis 1648 waren fünf Universitäten
gegründet worden! Leyden, Franecker, Groningen, Utrecht und
Harderwyk. Die philologischen Disciplinen, welche im 15.
und 16. Jahrhundert zuerst in Italien eifrige Pflege gefunden hatten,
wurden im 17. Jahrhundert mit dem größten Eifer von den Holländern
getrieben, und diese zeichneten sich in denselben vor allen anderen Völ-
kern aus. Joseph Scaliger, der Sohn des berühmten Julius Sca-
liger (S. 200), Justus Lipsius, Hugo Grotius, Gruter, Daniel
H ein sius haben sich durch ihre Ausgaben alter Schriftsteller große Verdienste
erworben. Johann Gerhard Vossius war für die Literaturgeschichte
der Alten, besonders in Beziehung auf Historiker und Dichter, thätig,
und auch dessen Söhne Isaak und Gerhard haben Verdienstliches
geleistet. Johann Georg Grävius, von Naumburg, wurde nach
Deventer und von da nach Utrecht berufen, er faßte die antiquarischen
Forschungen in Beziehung auf daß römische Alterthum in seinem The-
saurus antiquitatum romanorum zusammen. Als Gegenstück gab
Jakob Gronov, der Sohn des ebenfalls berühmten Johann Fried-
rich Gronov, seine Sammlung der griechischen Antiquitäten heraus.
Peter Burmann bewährte sich in seiner Ausgabe des Horaz als
scharfsinniger Kritiker.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelms Großbritanniens Joseph_Scaliger Julius_Sca- Justus_Lipsius Hugo_Grotius Daniel
H Johann_Gerhard_Vossius Johann Isaak Isaak Johann_Georg_Grävius Johann Jakob_Gronov Johann_Fried-
rich_Gronov Johann Peter_Burmann
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Frankreich Holland Hollands Englands Frankreich Holland Englands Niederlanden Groningen Utrecht Italien Naumburg Deventer Utrecht
Abfall der 7 nördlichen Provinzen.
37
Acht erklärt und ihre Güter confiscirt, Egmond, Hoorn und viele
andere Edelleute als Verschwörer zu Brüssel hiugerichtet.
Der achtzigjährige Freiheitskrieg 1568 — 1648.
Als Wilhelm von Oranien die Beschlagnahme seiner niederländischen Herr-
schaften vernahm, rüstete er sich mit seinem Bruder Ludwig von Nassau zu einem
Angriffe auf die Niederlande, doch Ludwig ward mit seinen ungeübten Truppen
von Alba (an der Ems) geschlagen, Wilhelm bald nach seinem kühnen Uebergang
über die Maas zum Rückzuge und durch Geldmangel zur Entlassung seines Heeres
genöthigt.
Alba eutfremdete dem Könige auch die noch treu gebliebeueu
Niederläuder, als er ihr theuerstes Recht, das der Selbstbesteuerung,
verletzte. Die Eiuführung einer neuen Steuer und das empörende
Verfahren bei der Eintreibung derselben, dazu das Verbot des eng-
lischen Handels, bewogen zunächst die Holländer zum Abfall.
Sie schlossen sich an Oranien au, der nach einem glücklichen Angriffe
der „Wassergeusen" von der Seeseite her auf einer Versammlung
der freien Staaten von Holland (zu Dortrecht) als allein recht-
mäßiger königlicher Statthalter von Holland anerkannt wurde
(1572). Alba bat nun selbst um seine Entlassung (1573).
Nach der kurzen Verwaltung seiner beiden gemäßigteren Nach-
folger Requesens und Don Juan d'austria erhielt der Sohn
Margarethens, der ehemaligen Statthalterin der Niederlande, der
kluge, kriegserfahrene Alexander Farnese von Parma die
Statthalterschaft (1578—1592). Dieser entwarf einen ganz andern
Plan, als seine Vorgänger. Die Neligionsverhältnisse sollten wieder
auf den Zustand, wie unter Karl V. zurückgeführt, aber alle poli-
tische Freiheiten und Vorrechte, welche die Niederländer zu fordern
berechtigt waren, hergestellt werden. Dadurch gewann er sogleich
die fast ganz katholischen südlichen Provinzen, während die sieben
nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern,
Gröningen, Friesland und Overyssel, in denen überall die Refor-
mation eingeführt und befestigt war, in der Utrechter Union
1579, sich als ein unzertrennliches Ganzes zu wechselseitigem Schutz
vereinigten, die förmliche Absetzung Philipp's ausspracheu (1581)
und eben im Begriffe waren, dem geächteten Prinzen Wilhelm von
Oranien die erbliche Grafenwürde über die Niederlande zu über-
tragen, als dieser durch Meuchelmord fiel (in Delft) 1584. Sein
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Egmond Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig_von_Nassau Ludwig Ludwig Ludwig Wilhelm Margarethens Alexander_Farnese_von_Parma Alexander Karl_V. Karl_V. Wilhelm_von
Oranien Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Holland Holland Niederlande Holland Seeland Utrecht Friesland Overyssel Niederlande Delft
§. 76. Der Principal des Augustus. §. 77. Das Harren der Völker. 73
3. Rom eine M o n a r ch i e.
Dittmar's histor. Atlas. Tas. Vi.
1. Der Principal des Augustus.
§.76. Don nun an regierte Octavian (mit dem Beinamen Auqu-
stus) das römische Reich als Monarchie unter republikanischen Formen
unter dem Titel Princeps (auch Imperator); und das Volk,
welches zufrieden war, wenn es nur Brod und Spiele hatte, ließ sich
sein Regiment gerne gefallen, um so mehr da Augustus mit der größten
Milde und weisesten Mäßigung herrschte, und allenthalben äußere Ord-
nung und Sicherheit, sowie durch Belebung des Handels und Verkehrs
einen allgemeinen Wohlstand schuf. Auch förderte er Kunst und Wissen-
schaft auf jede Weise, wobei er besonders von seinen Freunden und
Regierungsgehilfen Mäcenas, Agrippa und Mess ala unterstützt
wurde.
Sein Zeitalter nennt man das goldene Zeitalter der römi-
schen Literatur. Es lebten zum Theil etwas vor, zum Theil mit ihm
die Dichter Terentius, Virgilius, Horatius, Ovidius, die
Geschichtschreiber Julius Cäsar, Corn. Nepos, Sallustius, Li-
vius, die Redner Hortensius und Cicero.
Da Augustus neben seiner eigenen Erhaltung bei all' seinem Thun
stets das Wohl des Volkes im Auge hatte, so erwarb er sich den aus-
richtigen Gruß „Vater des Vaterlandes" und kannte dem ganzen Volke
gegenüber selbst bis in sein hohes Alter weder Furcht noch Argwohn.
Auch seine Kriege, die er führte, zielten nur darauf ab, theils die Ruhe
im Innern zu sichern, theils die Grenzen des Reichs zu schützen, das
unter ihm sich von: atlantischen Meere bis zun: Euphrat, vom Rhein,
der Weser, der Donau und dem schwarzen Meere bis an die Wüsten
Arabiens und Afrika's erstreckte.
2. Das Harren der Völker.
§. 77. Aber das Reich des Augustus war nicht das wahre Friedens-
reich, seine Völker schienen nur glücklich zu seyn, waren es aber in
Wahrheit nicht; denn es fehlte ihnen das wahre Heil. Der Göt-
terdienst war ein leeres Spiel geworden und diente nur den Priestern
zur Befriedigung ihrer Habsucht, dem Volke zum Deckmantel seiner
Sünden, den Gebildeten zun: Gegenstände ihres Spottes.
Nur das Volk der Juden bewahrte noch die Erkenntniß des wahren
Gottes, wenn auch dieselbe durch Menschensatzungen vielfach verunstaltet
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Octavian Augustus Agrippa Julius_Cäsar Cäsar Nepos Cicero Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Horatius Rhein Donau Arabiens Gottes
232
Märkten veranlaßten. Wie gering auch alle diese Anfänge waren,
so sind sie doch als die ersten Keime der neuen Saat nicht zu über-
sehen und würden schneller aufgeblüht sein, wenn die Nachfolger
Karls auch Erben seiner Geistesgröße und Thatkraft gewesen wären.
Frankreich und das südwestliche Deutschland, besonders
die Ufer des Rheins, waren diejenigen Theile des fränkischen
Reiches, wo sich noch einige Reste der römischen Civilisation erhal-
ten hatten, und wo es deshalb am frühesten gelang, sie wieder zu
beleben. Mehrere Städte hatten die Sturmperiode glücklich über-
standen, der Boden selbst war bereits vielfach bearbeitet, die Be-
völkerung zahlreich und durch die alten Römerstraßen in Verbin-
dung mit einander, Basel, Speier, Straßburg, Worms,
Mainz, Köln und Aachen können im Zeitalter Karls des Großen
als die Märkte und Stapelplätze des fränkischen Handels gelten.
In dem Küstenland an der Nordsee wurde seit den äl-
testen Zeiten Schifffahrt und Fischfang getrieben. Das See-
wesen blieb dort heimisch und bildete sich aus unter allen Stäm-
men, welche sich dort niederließen. Nicht selten artete es aus in
Seeräuberei. Mit der See vertraut waren die Franken, die
Sachsen und besonders die Friesen, welche zuletzt dauernd die
Küstenstaaten zwischen Weser, Assel und Maas behaupteten. Mit
der Schifffahrt war Handel verbunden, wenn sich dieser auch
anfangs auf den Ertrag des Fischfangs und auf Getraidezufuhren
beschränkte. Die letzteren kamen aus Britannien und für dieselben
hielt Julian eine Flotte von 800 Segeln. Das feuchte Klima und
der morastige Boden des Landes gestatteten damals den Kornbau
noch weniger als später. Auch fehlten die Baumaterialien, Holz,
Steine, Eisen. Dieser doppelte Mangel mußte mit dem Steigen
der Kultur und der Bevölkerung sehr fühlbar werden. So zwang
die Beschaffenheit ihres Landes die Niederländer die Befriedigung
der nothwendigsten Lebensbedürfnisse im Auslande zu suchen, und
den Flüssen und Meeren Gegenstände zum Tausche abzuzwingen.
Der beständige Kampf mit den Fluten des Meeres flößte ihnen Un-
ternehmungsgeist, Energie und Wirtschaftlichkeit ein. Die Nieder-
lande, zwischen Britannien und dem Rhein gelegen, hatten den
Vortheil des Durchzugs von Waaren und Menschen, die südwestlich
wohnenden Belgier standen frühzeitig in Handelsverkehr mit Gal-
lien. Der Handel und die Schifffahrt der Niederländer nahm zu
seit den Zeiten der Römer bis zu Karl dem Großen. Dessen Re-
gierung äußerte ihre wohlthätige Wirkung auch auf diesen Theil
des Reiches. Karl besuchte von Aachen aus zu verschiednen Malen
die Niederlande und verweilte oft längere Zeit in den südlichen
Provinzen, wo sich Gent bereits in einem blühenden Zustande be-
fand. Auf den Werften der Schelde wurde die Flotte gegen die
Dänen ausgerüstet; auch gab Karl wahrscheinlich die erste Anre-
gung zum Kanalbau, welcher sich später nach allen Richtungen ver-
zweigte und eine große Erleichterung für den Verkehr gewährte.
Nicht minder verdankte man der Umsicht des großen Monarchen die
Fortschritte in der Landwirthschaft, besonders in der Viehzucht und
der Käsebereitung, in welcher sich die Niederlande frühzeitig aus-
zeichneten. Schon vor Karl dem Großen wurden friesische weiße
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Frankreich Deutschland Rheins Basel Straßburg Worms Mainz Aachen Nordsee Seeräuberei Sachsen Maas Britannien Britannien Rhein Aachen Niederlande Niederlande
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Karls Sorge
für den Ver-
kehr, den Ak-
kerbau, den
Handel und
die Gewerbe.
Bauten.
grafen begannen mit der Veröffentlichung des kaiserlichen Schrei-
bens über ihre Ernennung, erließen Edicte an die Grafen und das
Volk, erwählten glaubwürdige Männer, die sie über den öffentli-
chen Zustand befragten, und beriefen zur weiteren Berathung und
Untersuchung große Landtage, wo die Bischöfe und Aebte, die Gra-
fen mit ihren Vicaren, Centenaren und einigen Schöffen, die kö-
niglichen Vasallen, die Vögte und Viceeomites erscheinen mußten.
Insbesondere war ihnen die Erhaltung und Ergänzung einer gere-
gelten Rechtspflege ans Herz gelegt, zu welchem Zweck sie auch
selbst, und zwar in vier bestimmten Monaten des Jahres und an
vier verschiedenen Orten ihres Bezirkes Gerichte halten mußten.
Ueber Alles hatten sie dem König umständlich schriftlich, oder auch
mündlich zu berichten. — Diese controllirende Behörde schützte in-
dessen die Volksfreiheit nur so lange, als ein kräftiger Mann auf
dem Throne saß; die Sendgrafen halten gegenüber den Grafen und
Bischöfen, welche eine bestimmte Macht besaßen, nur dann Ansehen
und Kraft, wenn der König geachtet und gefürchtet war. Auch ver-
loren Karls Nachfolger den eigentlichen Zweck der Sendgrafen aus
den Augen; sie übertrugen oft sogar den Bischöfen und Grafen
selbst dieses Amt und hoben dadurch die von Karl beabsichtigte Con-
trolle auf.
Von den Beamten des königlichen Hofes hatten der Erzka-
pellan, der Schatzmeister und der Pfalzgraf die größte Be-
deutung (S. 163). Der Erzkapellan und der Pfalzgraf wurden
erst seit Karl dem Großen die einflußreichsten Hofbeamten. Der
Erstere hatte alle geistlichen Angelegenheiten und die Hofkanzlei un-
ter sich. Der Pfalzgraf vertrat die Stelle des Königs im höchsten
Gericht, wenn dieser abwesend oder verhindert war, oder min-
der wichtige Dinge zur Sprache kamen. An den Pfalzgrafen gin-
gen zuerst die Appellationen von den Aussprüchen der Grafen
und Sendgrafen; er hatte den Vortrag in allen weltlichen Angele-
genheiten.
Karls umfassender Blick und sein richtiger praktischer Sinn
zeigten sich auch in den Verfügungen und Einrichtungen, durch
welche er den Wohlstand seiner Unterthanen zu befördern suchte.
Da er in einem Lande, wie Deutschland damals war, weniger an
eigentliche Heerstraßen denken konnte, so suchte er den Verkehr durch
Binnenschifffahrt zu beleben. Er selbst bediente sich gern die-
ser Art zu reisen; er fuhr z. B. nicht nur oft den Main hinauf
und hinunter, sondern er reiste im awarischen Kriege auch auf der
Rednitz; in Aquitanien befuhr er die Garonne, in Neustrien auch
einmal die Loire. Zur Beförderung der Schifffahrt wollte Karl ei-
nen Kanal graben lassen, welcher die Nednitz mit der Altmühl
und dadurch den Main mit der Donau, folglich die Nordsee mit
dem schwarzen Meere verbinden sollte. Aber vergebens ward
mehrere Monate an dem kühnen Werke gearbeitet; die mit der Lei-
tung beauftragten Leute waren zu ungeschickt, sie verstanden nicht
das Sumpfwasser von den Orten, wo gegraben wurde, abzuleiten
und das Einstürzen der Seiten des Kanals zu verhüten, ja, sie
wußten nicbt einmal die Wasserwage richtig zu gebrauchen.
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Deutschland Main Neustrien Main Donau